Verfolgte sexuelle Minderheiten im Mittelpunkt der Gedenkstunde im Bundestag

Der 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 der zentrale Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei wird der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden gedacht, der Sinti und Roma, der Zwangsarbeiter, der dem Hungertod preisgegebenen Kriegsgefangenen, der Opfer staatlicher Euthanasie, der Homosexuellen und aller, die sich aus religiösen oder politischen Beweggründen oder aufgrund ihrer menschlichen Haltung dem Terror widersetzten.

Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen und/oder geschlechtlichen Identität im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Dazu kamen neben der Bundestagspräsidentin, Bärbel Bas, mehrere Rednerinnen und Redner zum Wort:

  • Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats, die bei einem Ehepaar in Amsterdam überlebte, das sie als ihr eigenes Kind ausgab. Ihre leiblichen Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Auf Grund dieser versteckten Identität setzt sie sich sehr für die Rechte für Lesben, Schwule und Trans*Personen ein.
  • Klaus Schirdewahn als Vertreter der queeren Community, der – vor dem Hintergrund seiner Verhaftung 1964 nach dem §175 – über die Bedeutung des Gedenkens an die im Nationalsozialismus verfolgten sexuellen Minderheiten sprach. 
  • Die Schauspielerin Maren Kroymann hat die biografische Vorstellung von Mary Pünjer übernommen, die 1940 unter dem Vorwand der „Asozialität“ als „Lesbierin“ verhaftet wurde. Nach ihrer Verurteilung wurde sie im KZ Ravensbrück interniert und 1942 in der sogen. „Landes-Heil- und Pflegeanstalt“ Bernburg (Saale) ermordet.
  • Der Schauspieler Jannik Schümann hat die Biografie von Karl Gorath (1912-2003) vorgestellt, der 1934 nach der Verurteilung wegen des §175 in das KZ Ausschwitz kam, dies unter schwersten Bedingungen überlebte und nach Ende des Krieges 1946 von demselben Richter erneut nach dem §175 verurteilt wurde.
  • Die Sängerin Georgette Dee und der Pianist Tobias Bartholmeß haben die Gedenkstunde musikalisch begleitet.

Diesem Text liegt die Presseinformation zugrunde, die der Deutsche Bundestag veröffentlicht hat. Die Gedenkstunde ist bis 27.01.2025 als Video (Länge 71 min) in der ZDFmediathek verfügbar.