Vielfalt in jedem Lebensalter

Landeskoordinierung LSBT* im Alter nimmt ihre Arbeit auf

Die neu geschaffene „Landeskoordinierung LSBT* im Alter“ möchte die Lebensbedingungen, Erfahrungen und Lebensweisen lesbischer, schwuler, bisexueller und trans* Menschen im Alter in die Senior*innenarbeit in Hessen einfließen lassen, sie dort bekannt und präsent machen und als selbstverständlichen Teil von Konzepten und Angeboten der Altenarbeit verankern. Minister Kai Klose: Vielfalt der selbstbestimmten Lebensentwürfe in allen Lebensphasen ist lebendiger Ausdruck einer demokratischen pluralen Gesellschaft.

„Das Spektrum von Lebensweisen im Alter ist vielfältig,“ betont Dr. Doris Gruber von der Lesben Informations- und Beratungsstelle LIBS e. V. in Frankfurt. „Für alle Menschen gilt, dass das Leben im Alter eine Veränderung persönlicher Bedürfnisse und Bedarfe mit sich bringen kann, sowohl als Gewinn an Lebensqualität als auch in Form von Einschränkungen und Verlust. Die gesellschaftliche Sichtbarkeit von LSBT-Personen hat mittlerweile zugenommen. Auch wird in der Senior*innenarbeit häufig auf die Einbeziehung individueller Biografien ein besonderes Augenmerk gelegt. Dessen ungeachtet sind die spezifischen Prägungen, die die Lebensläufe von LSBT* Senior*innen erfahren haben, auch Fachpersonen nur selten bekannt, oder sie werden falsch gedeutet.“ Hieraus resultierten nicht selten Unsicherheiten im Umgang mit den Zielgruppen, betont Norbert Dräger von AIDS-Hilfe Frankfurt e. V. und führt weiter aus: „Gesellschaftliche Ausgrenzungen und Diskriminierungserfahrungen haben die Generation der älteren und alten LSBT*IQ stark geprägt. Hierzu beigetragen haben nicht zuletzt die Verfolgung auf Grundlage des ehemaligen § 175 StGB, die repressive Familienpolitik der Nachkriegszeit und die Erfahrung gesellschaftlicher oder familiärer ächtung. Diese individuellen und kollektiven Prägungen, werden nur selten mitreflektiert, zumal sie die einzelnen Gruppen im LSBT*-Spektrum jeweils unterschiedlich betreffen.“

Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration begrüßt den Start der Landeskoordinierung LSBT im Alter: „Ich freue mich sehr, dass wir diese landesweite Koordinierungsstelle zum Thema lesbische, bisexuelle, schwule und trans* Lebensweisen im Alter aus Mitteln des Hessischen Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt schaffen können. Der Bedarf ist da, denn Menschen, die ihr Leben selbstbestimmt als lesbische, schwule, bisexuelle oder trans* Personen leben, altern glücklicherweise zunehmend selbstbewusst und wollen berücksichtigt werden. Die Vielfalt der selbstbestimmten Lebensentwürfe ist lebendiger Ausdruck einer demokratischen und pluralen Gesellschaft, das gilt für jede Lebensphase. Die Hessische Landeskoordinierung LSBT* im Alter wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Angebote der Altenhilfe zu sensibilisieren und Vorbehalte und Diskriminierungen abzubauen. Ich wünsche ihr dabei viel Erfolg!“

LIBS – Lesben Informations- und Beratungsstelle e.V. in Frankfurt am Main und die AIDS-Hilfe Frankfurt e.V. sind für dieses Projekt eine Kooperation eingegangen mit dem Ziel, die Lebensbedingungen und Erfahrungen lesbischer, schwuler, bisexueller und trans* Menschen im Alter in Hessen sichtbar zu machen. „Kenntnisse über LSBT*-Lebensweisen sollen in die Senior*innenarbeit einfließen, sowohl in die offene Arbeit als auch in die Pflege; sie sollen nicht nur präsent sein, sondern auch selbstverständlicher Teil von Konzepten und Angeboten der Altenarbeit werden“, betont Elke Kreß von LIBS e. V.

Seit August arbeiten drei Mitarbeiter*innen mit Erfahrungen im LSBT*-Senior*innenbereich in Teilzeit am Aufbau der Hessischen Landeskoordinierung LSBT im Alter. Bereits 2015 fand ein Fachtag der Kooperationspartner*innen LIBS e.V. und AHF e.V. zum Thema „Lesbisches und schwules Leben im Alter“ in Frankfurt statt, der Bedarfe in ganz Hessen aufzeigte. Die Mitarbeiter*innen der Hessischen Landeskoordinierungsstelle LSBT* im Alter – Doris Gruber, Norbert Dräger und Elke Kreß – konzentrieren sich darauf, ein landesweites Bild über die Situation der Senior*innenarbeit zu gewinnen mit dem Fokus auf LSBT*-Lebensweisen. Aus diesem Grund widmen sie sich aktuell der Recherche. Geplant sind für das nächste Jahr Runde Tische in verschiedenen Städten und Regionen, bei denen fachlicher Austausch und Vernetzung zum Thema im Vordergrund stehen. Die Mitarbeiter*innen freuen sich auf eine effektive Netzwerkarbeit und sind für LSBT*-Initiativen und Akteur*innen der Altenpflege sowie Politik ansprechbar.

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